Sonntag, 14. Juli 2019

Socks and the City - Zu Fuß durchs Erfurter Hinterland (Tag 3)

Tag 3: Von Stotternheim nach Marbach


Das Geräusch der nahen Kiesbagger weckt mich. Es ist 6:00 Uhr. Mit einiger Überwindung hüpfe ich in den eiskalten See. Vorsicht Glasscherben im Wasser. 7:30 Uhr sitze ich bei Bäcker Thieme, esse Käsebrötchen und trinke Kaffee. Im Netto hole ich mir eine Flasche Mineralwasser. "Nur diese Selters?" fragt die Kassiererin forsch. – Ich fühle mich schuldig und bejahe die Frage kleinlaut. "Macht 19 Cent". Ich zahle mit einem 20 € Schein. Ihr missbilligender der Blick verfolgt mich bis zur Tür. 

Mit diesem Wecker ist verschlafen unmöglich. Ausschlafen auch.

Alperstedter See

Mein nächster Stopp ist der Alperstedter See. Ich finde einen hübschen kleinen Strand. Ich bin allein. Weil ich meine Badehose nicht nass machen will hüpfe ich ohne ins kalte Wasser. Fünf Sekunden später betritt ein älteres Ehepaar die Kulisse. Hmpf! Ich bleibe länger im Wasser als geplant. Dann verlasse ich den See. Meine Handtuch liegt direkt neben dem rastendem Ehepaar. "Guten Tag  – iss kalt.?" Wir plaudern noch ein bisschen während ich meine Sachen anziehe. Mittlerweile ist es schon wieder elf. Und ich will heute noch nach Marbach.

Niemand weiß warum der Mülleimer auf dem Foto ist. Wahrscheinlich ging es dabei irgendwie um die Banalität des Alltäglichen oder die Ästhetik des Realismus. Ganz sicher hat es nichts mit der traumatischen Müll-Erfahrung vom Luthersee zu tun. (Tag 2)

Nöda, Mittelhausen,Kühnhausen

In Nöda bewundere ich die Bushaltestelle und den Kaugummiautomaten. Die drei Kilometer nach Mittelhausen laufe ich auf der viel befahrenen Landstraße. Gar nicht mal so geil! Mittelhausen betrachte ich von einer schönen bequemen Bank aus, die im Garten vor der Kirche steht. Wahrscheinlich verpasse ich dadurch zahlreiche bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten. Hilft aber nix. Ich bin total erledigt. Mittlerweile ist es auch schön warm. Die Sonne knallt bei 32°. Und nicht einmal die Hälfte des heutigen Weges geschafft. Der Pfad zum Ziel führt über Kühnhausen. Am Ortseingang sehe ich einen sehr alten Bekannten. Die ehemals populäre Marke Goldbroiler war früher mal ein feines Restaurant in der Erfurter Innenstadt. Jetzt ist es ein Imbiss für Autofahrer auf dem Weg nach Mittelhausen. In meinem Kopf entstehen sofort Geschäftsideen die Marke wieder zu beleben. Doch eigentlich will ich doch nur herumvagabundieren und seltsame Texte schreiben.

Dieser Kaugummiautomat in Nöda hatte es dem Wanderer angetan. Verständlich.

Tiefthal

Nach einem langen schmerzerfüllten Weg voller Leid erreiche ich Tieftal. Der Gasthof hat zwar geschlossen, doch ich gönne mir ein Bier im Getränkestützpunkt. Schon bald gesellen sich andere Trinker zu mir und erzählen Witze in meine Richtung, einige davon gar nicht mal so schlecht. Auch sonst ist das der schönste Ort, dem ich heute über den Weg gelaufen bin. Apropos Weg – der Pfad auf den mich Google Maps diesmal leitet ist echt abenteuerlich. Vermutlich ist die Kräuterhexe des Dorfes zehn mal hier lang gerannt und hatte die Standortermittlung ihres iPhones aktiviert. Am Ende des Weges sammle ich drei Zecken von meiner Epidermis. Eine davon hatte sich schon halb rein gebohrt.

Der Weg nach Tiefthal. Ihn zu begehen war nicht halb so schön wie es aussieht (Füße!). Trotzdem sind Weg und Ort uneingeschränkt zu empfehlen.

Salomonsborn

Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit lasse ich Schaderode rechts liegen und krauche gleich nach Salomonsborn. Einst sammelten sich hier meine schlesischen Vorfahren nach dem Krieg. (Wahrscheinlich noch ein bisschen zerstörter als ich heute.) Im Landgasthof genehmige ich mir ein Spargelsüppchen (exzellent) und einen Wildkräutersalat für zehn Euro (jeden Euro wert). Als es draußen beginnt zu grollen, wird es Zeit für das letzte Etäppchen des heutigen Tages.


Eine Dreiviertelstunde später erreiche ich das Gartenhäuschen meine Eltern auf dem Käferberg in Marbach.
(weiter zu Tag 4)


Leider ohne Audrey Hepburn: Frühstück in Stotternheim.


Symbolbild für meine Zeit in Mittelhausen
Nicht tot zu kriegen: Der Goldbroiler (Doppeldeutigkeit beabsichtigt)

Diese Gaststätte am Bahnhof Kühnhausen öffnet erst Abends. Wochen später war ich nochmal da. Zur Beschreibung bräuchte es einen extra Artikel. Unbedingt besuchen, solange es die Kneipe noch gibt.

Solaranlage in Tiefthal


Im Ernst Google Maps?





Glücklich derjenige der Eltern hat, die ein Gartenhäuschen haben.
Den Glückskeks hatte ich noch aus dem Chinarestaurant in Dittelstedt. 








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